Aïna Dreßler
Mein Name ist Aïna Dreßler, ich bin 31 Jahre alt und lebe aktuell in München.
Ich habe in Wien an der Universität für Bodenkultur Umwelt- und Bioressourcenmanagement studiert. Das Thema Umwelt lag mir schon immer am Herzen, da mein Vater in Niederösterreich zwei wunderschöne Höfe besitzt und leitet und wir aus nächster Nähe das Bienensterben, die vernachlässigten Böden durch permanente Monokulturen, die sinkende Anzahl an Insekten und weiters eine generelle ansteigende ArtenEINFALT durch die intensive Pestizid-Nutzung beobachten. Weiters habe ich schon immer wahnsinnig gerne mit Menschen, insbesonders mit Kindern gearbeitet. Als Tennislehrerin war ich viele Sommer lang tätig und als Skilehrerin in Winter. Der Sport, die Bewegung und die frische Luft waren mit immer sehr wichtig. Während meines Studiums habe ich oft Promotion-Jobs und regelmäßig in einem kleinen Schokoladen-Geschäft in der Wiener Innenstadt gearbeitet.
Gegen Ende meines Studiums, ich war 24 Jahre alt, wurde ich sehr ungeplant schwanger und wir entschlossen uns dennoch uns dieser Aufgabe zu stellen. Ich war damals zwar unglaublich nervös, da ich jedoch aufgrund meiner kleinen Geschwister und meiner jahrelangen Erfahrung mit Kindern schon vieles erlebt hatte, fühlte ich mich aber dem Ganzen dann doch irgendwie gewachsen. Die Monate flogen vorüber und ich hatte eine unglaublich entspannte und unbeschwerte Schwangerschaft. Das Organscreening und die Nackenfalten-Untersuchungen waren in Ordnung, somit kamen damals weitere Tests nicht in Frage. Langsam schlich sich sogar etwas Vorfreude ein. Der Tag der Geburt kam und aufgrund einer Plazenta-Insuffizienz wurde mein Sohn Aurel, in der 35. SSW per Sectio zur Welt gebracht. Die Schmerzen nach der Geburt waren leider unerträglich und erst ca 5 Stunden nach der Geburt eröffneten uns die Ärzte, dass Aurel Trisomie 21 hatte. Vollgedröhnt mit Morphium realisierte ich die Nachricht erstmal nicht.
Am nächsten Morgen die nächste- und für mich viel traumatisierendere Nachricht: Aurel hatte einen schweren Herzfehler, welcher dringend behoben werden musste. Ich glaube es ist überflüssig zu erwähnen, dass für uns eine Welt zusammenbrach. Die Informationen der nächsten Tage prasselten auf uns ein, wir konnten sie nicht richtig sortieren, es war einfach alles zu viel.
6 Jahre später ist Aurel ein unglaublich fröhlicher, positiver, frecher kleiner Junge, dessen Herzfehler behoben wurde und er in alle Richtungen mit Therapien gefordert und gefördert wird und ich jeden Tag aufs neue beobachten darf, wie er sich entwickelt.
Welche Erfahrungen haben wir in den letzten Jahren gemacht? Leider sind wir sehr oft auf UNWISSEN gestoßen. Die Gesellschaft ist viel zu wenig über die Thematik Downsyndrom informiert, die Abbruchrate ist erschreckend hoch, teilweise liegt sie sogar bei 97% wenn die Eltern vor der Geburt Bescheid wissen. Am Wiener AKH finden wöchentlich mehrere Abbrüche statt… Warum ist das so???
Weil meiner Meinung nach ein sehr schlechtes Bild von unseren Kindern gezeichnet wird.
JA, es ist schwierig, JA es gibt viele Hürden, JA man muss sehr viel Geduld aufbringen aber dennoch können diese Menschen ein völlig normales, erfülltes, glückliches Leben führen.
Mein Ziel ist es- den Blick auf diesen Aspekt des Lebens ins positive zu rücken. Es würde dazu führen, dass diese Menschen “normaler” von unserer Gesellschaft aufgenommen werden, es würde “normaler” werden, dass sie in gewöhnliche Kindergärten, Schulen, Universitäten, Arbeitsplätze kommen würden, es gäbe ein größeres Netzwerk und nicht nur bestimmte Einrichtungen und Heime etc.
Mit dem Erlös des Projektes würde ich künftig Institutionen aussuchen, die genau darauf abzielen diesen Menschen von Anfang an ein normales Leben zu bieten. POSITIV zu informieren und die Gesellschaft offener das “ANDERS-sein” lernt anzunehmen und in weiterer Folge zu schätzen.